Wenn einer eine Reise tut ...

Letzten Mittwoch ging es von Wellington nach Sydney. Fast alles lief wie am Schnuerchen, voellig unspecktakulaer ... fast alles. Aber wie immer von vorn:

 

Gegen Mittag habe ich meinen Leihwagen abgegeben uund wurde dann von meinem Autovermieter zum Flughafen gebracht. - Wenn jemand mal nen billigen Leihwagen in Neuseeland mit gutem Service drum herum braucht, ich weiss da ne Spitzenadresse. - Am Airport erfuhr ich, dass sich der Start meines Fliegers um etwa 30 Minuten verspaeten wird ... Na und, ich habe ja keinen Zeitstress. Ab in den Flieger und Kopfhoerer auf. Den Videofilm habe ich nicht verstanden. Das war dann auch schon das groesste Aergernis an diesem Nachmittag. Die Pass- und Zollkontrolle in Sydney verlief problemlos und den Shuttle-Bus in die Stadt habe ich auch gleich gefunden. Eine nette Dame am Infoschalter bat mich, noch kurz Platz zu nehmen, der naechste Bus kommt in etwa 20 Minuten. Als der Busfahrer dann alle seine Fahrgaeste eingesammelt hatte, hatte jeder ausser mir einTicket. "Das kannst du auch bei mir im Bus kaufen. Kein Problem." meinte der Busfahrer mit strakem russischen Akzent. Wenige Minuten spaeter sollte sich rausstellen, dass das doch ein grosses Problem ist.

 

Wie eine Schafherde ihrem Hirten sind wir also dem Busfahrer zu seinem Minibus gefolgt. Ich fand schon komisch, dass der Bus nicht direkt vor dem Terminal, sondern an so ner dunklen Ecke stand. Aber egal. Gepaeck in den Anhaenger und rein in den Bus. Ich bezahlte den vereinbarten Fahrpreis und dann schlugen sie zu, die Zivilfahnder vom Ministry of Transport. "Warum parkst du nicht auf einem regulaeren Parkplatz? Warum verkaufst du Tickets im Bus?" Dann musste ich noch einmal bestaetigen, dass ich das Ticket gerade gekauft habe. Son Quatsch, das hatten die beiden doch ganz genau beobachtet. Das Betteln und Flehen des russischen Busfahrers half nix. Auf die Anzeige mit einer Strafe von $ 5.000.00 kann er seinen Chef schonmal vorbereiten. Von den anderen Fahrgaesten wurde ich dann aufgeklaert. Es ist den Bussen nur erlaubt, bereits vorausbezahlte Fahrgaeste aufzunehmen. Wer keinen Shuttle in die Stadt bestellt und schon bezahlt hat, muss entweder mit dem Taxi oder dem Zug fahren. Ueber den Sinn dieser Regel, die m.E. nur von der Taxifahrergewerkschaft initiiert worden sein kann und scheinbar vom Ministry of Transport strengstens kontrolliert wird, konnte mir niemand eine plausible Erklaerung geben.

 

Am Hostel angekommen bat mich mein neuer russischer Freund, dass ich ihm doch kurz schriftlich bestaetigen soll, dass er kein Geld von mir genommen haette. Da die beiden Fahnder uns aber beobachtet hatten, machte das natuerlich gar keinen Sinn.

 

Dass Reisen bildet, ist ja gemeinhin bekannt. Ich weiss jetzt z.B., dass Kiwis nicht nur die gruenen Dinger sind, die wir aus dem Supermarkt und "Breders Obstboutique" kennen sondern, dass sich die Neuseelaender so nennen und dass es einen scheuen Vogel in Neuseeland gibt, der diesen Namen traegt. Aber das Reisen juenger macht ist eine Erkenntnis, die neu fuer mich ist und die mir einiges Kopfzerbrechen macht. In meinem Sydneyer Hostel gab es im Keller eine Bar, vor der der Tuersteher meine Picture-ID sehen wollte. Einen Ausweis, der beweisst, dass ich volljaehrig bin. Das war witzig. Auf meine Frage, ob das sein Ernst ist, antwortete sein Kollege nur "Nee, nee, kannst durch." Ich bin jetzt etwas verunsichert, wie jung ich eigentlich gerade aussehe. ;-)

 

Nach 2 Tagen Sydney bin ich am Samstag weiter nach Canberra gefahren. Nur ein kurzer Stopp auf dem Weg nach Melbourne und Adelaide. Ich bin mal wieder mit dem Bus unterwegs. Abends im Hostel fragt mich dann ein Typ, ob ich aus Deutschland sein. Mmh, dachte ich, mein Akzent ist also doch zu verraeterisch. Aber als er mich auf deutsch fragte, ob ich Ingo heisse, kam mir das Ganze ganz schoen komisch vor. Ich habe Jan, einen Kommilitonen eines guten Freundes von mir, wegen seiner Holzfaelleroptik erst gar nicht erkannt. Er hatte ein Auslandssemester in Sydney und reist jetzt noch etwas mit einem Studienkollegen rum. Das Wiedersehen in der Ferne mussten wir natuerlich auf typisch deutsche Art zelebrieren. Da ich zur Zeit an einer schweine Grippe leide (nee, nee, nur ne ordentliche Erkaeltung), ging es fuer mich leider frueh ins Bett.

 

Beim naechsten Mal kann ich hoffentlich von einer Besserung berichten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Holger (Sonntag, 05 Juli 2009 22:27)

    ...du hast jan schon nicht mehr erkannt??? ...hoffe mal, du erkennst mich noch, wenn du mich vom flughafen abholst, wovon ich nach deinen erlebnissen einfach mal ausgehe ;-) ...am besten trägst du ein grosses namensschild, sicher ist sicher :-))