Mittendrin, statt nur dabei

Auf meinem Weg zurueck nach Perth habe ich in Cervantes gestoppt. Die 16-stuendige Busfahrt dorthin war wirklich kein Vergnuegen. In Cervantes angekommen war ich total muede und alle Knochen taten mir weh. Zuerst dachte ich, das wuerde am Alter liegen, aber dann hatte ich natuerlich den wahren Grund ausgemacht: Die Greyhound-Busse sind einfach super unbequem, machen staendig Pausen in denen jeder aussteigen muss und zeigen immerwieder die selben Filme. "Ghost" kann ich jetzt schon fast mitsingen. Ein weiteres Mal "Dirty Dancing" ist mir aber zum Glueck erspart geblieben. Ich weiss schliesslich, wer die Wassermelone getragen hat.

 

Bei Cervantes liegen die Pinnacles. Tausende von "Steinnadeln", die scheinbar aus der Wueste "wachsen". Ohne fahrbaren Untersatz sind die Dinger aber nicht zu erreichen. Also habe ich am Abend mit Linn aus Holland abgemacht, dass sie mich am naechsten Morgen in ihrem Auto mitnimmt. Und weil ich so'n toller Typ bin, hat sie mir auch noch angeboten, mich am Tag darauf mit nach Perth zu nehmen. Wer haette gedacht, dass es so nette Hollaender gibt. Die Wahl zwischen dem Greyhound-Bus und Linn mit ihrem Toyota Corolla fiel mir nicht schwer. :-)

 

Sonntag stand wieder "Land-und-Leute" auf dem Programm. Was macht der gemeine Australier eigentlich sonntags um die Mittagszeit? Er geht zum Football. Ach nee, stimmt ja nicht, er faehrt. Australien-Rules-Football sieht fuer mich aus wie Rugby. Das Spielfeld ist etwa so gross wie unser Fussballfeld.

 

Cervantes spielt scheinbar nicht in der ersten australischen Liga. Die Spieler waren so zwischen 16 und 46 (so sahen sie zumindest aus) und die meisten hatten die koerperlichen Attribute, die man aus den deutschen Bierbauchligen auch kennt. Und sie haben richtig den Arsch voll gekriegt. Soll heissen, sie haben haushoch verloren.

 

Wie auch auf den meisten kleinen Plaetzen in Deutschland, gibt es auch in Cervantes keine Tribuene fuer die Zuschauer. Die Australier sitzen aber trotzdem, in ihren Autos. Diese stehen naemlich um das gesamte Spielfeld. Gute Aktionen oder Tore werden nicht wie bei uns beklatscht und bejubelt sondern behupt (ist ja auch viel bequemer). Einer der wenigen Australier, der nicht in seinem Auto sass, hat versucht, mir in aller seelenruhe die Regeln dieses Spiel zu erklaeren und alle meine Fragen beantwortet. Auf dem Spielfeld hat er ja nix verpasst, seine Manschaft verlor. Als ich gehen musste, war er richtig ein bisschen traurig, da er sich jetzt wieder dem Spiel widmen musste. Ich war mal wieder mittendrin, statt nur dabei.

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